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Gedankengänge

Sei nicht unzufrieden mit dem was du hast, sei zufrieden, dass du nicht alles bekommst was du verdienst.

 

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Frau Mariann - Shoppingtour

Kennen Sie Frau Mariann?

 

Nein? Dann wird es aber Zeit!

 

Obwohl ich überzeugt bin, dass Sie Frau Mariann kennen.
Vielleicht nicht unter diesem Namen, vielleicht ist die Frau Mariann, die Sie kennen nicht in Wien beheimatet,...

Schon lang nichts gehört von der Frau Mariann,
es hat sich nix geändert, noch immer sie kann,
ihre Umgebung stets nerven, ob im Park oder im Shop,
das ist ihr Natur, da is einfach top.

 

Frühling ist´s g´worden, sie braucht a neichs G´wand,
fährt in die Stadt, wo sie noch immer was fand.
Die Sonne genießend durchs Zentrum flaniert,
so richtig in Kauflaune - wir schauen was passiert.

 

Sie is halt noch g´wöhnt, dass der Kunde ist König,
die Zeiten haben sich geändert, interessiert heute wenig.
So fallt sie ein in die erst beste Boutique,
in der Auslag´ schöne Kleider, also wirklich sehr chic.

 

Dort setzt sie sich hin auf die samtrote Bank,
denkt: „die Verkäuf´rin is stark, a richtiger Schrank.“
Sie sitzt eine Weile, aber gar nix passiert,
dann reicht´s ihr, steht auf und sie traktiert,

 

die rundliche Dame und stellt schnippisch fest:
„Wieso bedient mich da niemand, is das leicht ein Test?
Für meine Nerven oder meine Geduld,
wenn ich hier nix kauf, san´s selber dran schuld!“

 

Die Verkäuf´rin kurz baff, jedoch nicht wirklich erstaunt,
alle ham´s heut so gnädig, kaum einer is gut gelaunt.
Sie reißt sich am Riemen und fragt was sie gern hätt?
„Fürs erste wär ein Glas Wasser und a Kaffee recht nett.“

 

Frau Mariann hat´s geschafft, die Dame wird blass,
aber die denkt für sich: „Die Oide is krass.“
Sie fragt, ob´s vielleicht auch ein Kipferl soll bringen,
Mariann: „Besser ned, bin auf Diät, müsst mi zwingen,

 

es zu essen und dann pass ich in kein Gewand,
sie san aber ned von da, sie kommen vom Land?
Is mir wurscht, ehrlich wahr, Hauptsache Sie
nehmen sich genug Zeit, brechen nichts über´s  Knie.“

 

„Weil ich will mich einkleiden komplett für d´Jahreszeit,
aber wenn sie nur tun tratschen, dann komma ned weit!
Wenn ich dann hab mein Wasser und den Kaffee,
dann kleiden´s mich ein, von Kopf bis zum Zeh.“

 

Da heute nichts los, denkt die Verkäuf´rin: „ Is wurscht,
soll´s ham die Getränke gegen ihren Durscht.“
Drum holt´s Mineral und Kaffee ihr im Becher,
sehr heiß zum Halten und rinnt, hat schon Löcher.

 

Sagt Frau Mariann: „Ham Sie ned a Tass,
i mag kaan Kaffee, wo die Finger werd´n nass!“
Auch diesen Wunsch ihr das Fräulein erfüllt,
wenn ein Blick töten könnt, wär´d Mariann schon gekillt.

 

„So zeigen´s mir mal welche Mäntel da sind,
was Dünnes für ‘n Frühling, der durchlasst kaan Wind.
Und wenn´s schon dabei sind an passenden Hut,
weil Sie müssen wissen, so was steht mir sehr gut.“

 

So holt die Verkäuf´rin zur Auswahl drei Stück,
denkt: „Wenn die nur ans kauft, hab i a Glück.“
Drei Mäntel in den Farben schwarz, rot und beige,
Mariann sagt: „Nix für mi, is ja Altweiber-Wäsch!“

 

Gleich drauf bringt sie neue, in braun und in blau,
Mariann ist begeistert, meint: „Ja, so was genau!“
Weil mit blau hat sie voll ihren Geschmack erwischt,
und nun wird Mariann jegliches blau aufgetischt.

 

Unzählige Röcke und Blusen, Hosen und Westen,
„Bin g´spannt, ob´s a kauft oder nur will testen?“
Tücher und Schuhe, sogar blaue Handtaschen,
das Fräulein schwitzt, holt Mineral noch a Flaschen.

 

Sie rackert und denkt:“ Die is sicher a zu und von.“
Im Kopf klingelt die Kasse - sie denkt an d´Provision.
Weil es is total selten, kaum einer mehr heut,
will gar so viel bringen des Geld unter´d Leut.

 

Nach gut vier Stunden haben beide genug,
Mariann sagt: „So spät, die Zeit is vergangen im Flug.“
Das kann das Fräulein nicht ganz so sagen,
weil sie hat sich müssen mit Mariann herum schlagen.

 

Das ist ihr egal, weil das G´schäft is ausgraubt,
dass sie heut so viel umsetzt, hätt´s niemals geglaubt.
Das ist ein Umstand, der selten geworden,
sie vermutet, sie bekommt von der Chefin an Orden.

 

Aufgrund der vielen Stücke dauert´s lang zu addieren,
die Summe lässt der Dame das Blut in den Adern gefrieren.
Sie rechnet nochmal nach, liest laut alles vor:
„Drei Blusen, zwei Westen, ein Schal von Dior,

 

drei Röcke, ein Mantel, zwei Taschen von Chanel.“
Mariann sagt: „Gebens die dritte auch dazu schnell!“
„Ein Hut, vier Tücher, drei Paar Schuh von Paul Green,
eine sehr gute Wahl, find´t man selten in Wien.“

 

„Zwei Hosen, zwei Gürtel, zwei blaue Sakkos.“
Sie wünscht sich inständig, wär nur immer so viel los!
„Das alles zusammen macht viertausendneunhundert.“
Gelinde gesagt ist Mariann sehr verwundert.

 

„So viel für die Fetzen? Ich mein sie san chic,
aber ich will ned kaufen die ganze Boutique!
Doch was soll´s, schließlich will ich mir was leisten,
ich nehm eine Bluse und von den Tüchern die meisten.“

 

„Fürs andre werd ich suchen bei H&M, C&A,
weil jetzt weiß ich was ich will, die ham des sicher a.“
Das Fräulein kann´s nicht glauben, fühlt sich richtig krank,
Mariann zahlt, geht raus und sagt: „Haben sie Dank!“

 

Noch beim Rausgehen hört Mariann, wie d´Verkäuferin tobt,
Schimpfworte fragmentarisch: „Was hat´s denn, hab´s eh gelobt.
Mir is ja egal, wo ich hintrag mein Geld,
es gibt so viel nette Boutiquen auf dieser Welt.“

 

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